Kreativ-Spaß beim Jugendlehrgang
- prschlemm
- 25. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Die „Jugend von heute“ ist uninteressiert, ich-bezogen und dauernd mit dem Mobilfon beschäftigt? Mag sein, aber jedenfalls nicht der Teil, der sich anschickt, Jagdreiter zu werden. Das hat der „Kreativabend“ im Rahmen des Jugendlehrgangs bei der Niedersachsenmeute gezeigt.

Ja, das Handy war viel im Einsatz, aber nur als Gedankenstütze für die komplizierteren Textstellen. Denn zum Rollenstudium für die Auftritte war nicht viel Zeit, schließlich wird bei dem Jagdreiterlehrgang für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren eine Woche lang in erster Linie geritten. Pferde und Hunde stehen im Mittelpunkt, aber nicht das, was die Jugendwartin Clara Wollenhaupt als Thema für den Showabend ausgegeben hatte. Trotzdem: dieser Abend ist der heimliche Höhepunkt der Jugendwoche – selbstverständlich hinter der Abschlussjagd am letzten Tag des Lehrgangs, wenn alle Posten von Kursteilnehmern besetzt werden.

In diesem Jahr standen Musicals auf dem Programm. Sechs Titel waren ausgeguckt für die kreative Bearbeitung. Schon das Konzept zur Findung der Darsteller ist geschickt und in Jahrzehnten bewährt. Die nach Leistungsstand zusammengestellten Reitgruppen werden getrennt und so durchgemischt, dass immer Jüngere und Ältere zusammen in sechs Kreativteams zusammengeführt werden. „Damit lernen sich alle untereinander kennen und wir durchbrechen Cliquenbildung“, erklärt Dorothea von Behr, die selbst „vor 34 Jahren“ als Teilnehmerin zum ersten Mal bei der JuWo mitgeritten ist und jetzt schon lange als eine von 16 Betreuern für die 55 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren dabei ist.
Raffiniert adaptierten die Akteure die sechs Stücke auf die Schleppjagd und das Meuteleben. So kämpften im „König der Löwen“ plötzlich zwei Kopfhunde um die Führung, und am schönsten gelang das dem Team, das den Broadway-Renner „Annie“ zu bearbeiten hatte. Bei dem wurde das Waisenhaus, wo die Titelheldin darauf wartet, dass ihre verstorbenen Eltern doch noch wieder zurückkommen, umfunktioniert auf Dorfmark, wo eine einsame Dressurreiterin in dieser Heimstätte „für heimatlose Kinder ohne Meutezugehörigkeit“ neue Freunde findet.

Tolle Kostüme hatten sich alle Darsteller zusammengesucht aus den angesichts der Umstände eher bescheidenen Mitteln, die dafür zur Verfügung standen. Wer nimmt schon mehr als zum Reiten nötig mit zu einer Reitwoche? Da sah die „Eiskönigin“ dann zwar eher aus wie ein „Schneemann mit Sprengstoffgürtel“ (O-Ton der Jury), aber lustig war es allemal und brachte dann auch den Sieg.

Überhaupt die Juroren: die drei setzen das i-Tüpfelchen auf den ganzen Abend: Johan als Meckerkopp, der alles niedermachte und mit rechtlichen Schritten wegen Plagiat drohte, Greta als Immer-Lobende und Cosima als Drama-Queen. Von ihr hätte sich jede TV-Jurorin in den einschlägigen Fernsehshows am Nachmittag noch etwas abgucken können. Einfach spitzenmäßig ihr theatralisches „Neeeeiiiin, ich werde ja soooo emotional, wenn ich Euch sehe.“ Vermutlich hat sie sich in ihrer totalen Ergriffenheit an den passenden Stellen sogar ein paar Tränchen rausgedrückt.

Kreativität ist auch keine Altersfrage. Wann könnte man schon mal den „Ehrenjugendlichen“ Camill von Dungern als Westernheld erleben? Gegen ihn wäre John Wayne eine watschelnde Ente gewesen. Und Johan Ellenrieder als Dressurreiter war auch nicht schlecht. Der absolute Top Act war allerdings die Darbietung der Gruppenleiter, die sich das Musical „Mamma Mia“ vorgenommen hatten. Flott kostümiert tanzten sie und dichteten die Dancing Queen um zur Hunting Queen. Auch ein Werk von Cosima Löbbecke, die als Kreativ-Direktorin bei der Jugendwoche firmiert. Das im Vorjahr von ihr zusammen mit Juliane von Behr gedichtetes Gruppenleiterlied Simsala Grimm (Ich nehm Dich bei der Hand und zeige Dir das Meuteland) hat das Zeug, ein Klassiker im Liedgut der Niedersachsenmeute zu werden. Es wurde auch in diesem Jahr wieder geschmettert.

Reiten, Pferdepflege, Sattelzeug putzen und das Erlernen von Jagdregeln, Hundenamen, Rücksichtnahme, Mitdenken – das steht natürlich im Mittelpunkt der Jugendwoche.
Aber auch das Rahmenprogramm macht Lust auf Mitmachen: in diesem Jahr standen neben Film und Spielen im Grünen unter anderem ein Tanzkurs und eine Rallye auf dem Programm. Und beim Workshop klingelt der Eiswagen - um 21 Uhr! Und dann szeigt immer noch keiner auf's Fahrrad, um sein Bett in einer der umliegenden Unterkünfte zu sehen.

Text und Bilder: PS
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