Das ist selten: nicht die Hunde gaben das Tempo vor bei der Jagd am Lohberg, sondern in Neddenaverbergen dominierten die Mais-Transporter. Aber gut so, denn auf einem der Mega-Traktoren saß Leo Badenhop-Clausen.
Schon beim Start auf dem Turnierplatz hatte sich ein Schecke entschieden, seine erste Jagd lieber zunächst mal ohne die Reiterin zu versuchen. Die war ebenfalls Neuling und blieb bei diesem Debut zu Fuß zurück, während ihr Wallach an der Spitze des nicht-springenden Feldes die „Freiheit im Galopp“ erfühlte.
Das Jagdgeschehen war unterdessen zum Stillstand gekommen, weil aus Richtung Hohenaverbergen unentwegt die Mais-Bomber über die geplante Schlepplinie heranrollten, um die gehäckselte Ernte ins Silo zu schaffen. Leo, Landwirts-Eleve aus einem bekannten Neddener Züchterhaus und auf dem sandigen Weg unterwegs als Chauffeur auf einem dieser Mais-Monster-Geschosse kombinierte schnell: Ein Pferd mit Sattel, aber ohne Reiter, das gehört so nicht. Er sprang von seinem Gefährt und fing den Schecken ein. Held des Tages! Das Pferd wurde ihm denn auch schnell wieder abgenommen, zunächst von den Bläsern der bien aller und dann von der Veranstalter-Familie von Behr, um ihn wieder seiner Reiterin zuzuführen.
Das war der einzige Zwischenfall bei diesem gelungenen Jagdtag. Der Rest ist in Stichworten schnell zusammengefasst: 66 Pferde, sieben Schleppen über insgesamt zwölf Kilometer mit 26 Sprüngen. Celestina Löbbecke als Master hatte zehn Koppeln Foxhounds mitgebracht, die bei hohen Temperaturen schwer gefordert waren und beim Halali deshalb auch nur wenig Appetit auf ihre Belohnung zeigten.
Geritten wurde in fünf (!) Feldern: Dorothea von Behr als Jagdherrin „zum 12. oder 13. Mal“ führte das erste Feld vor dem zweiten mit Karl-Kristian Wallis an der Spitze. Das starke Jugendfeld wurde geleitet von Maja Brenner mit Leonard Elvers. Niclas Kutzer hatte die Nichtspringer unter seinen Fittichen und Uwe Stürmann leitete die „Genießer-Gruppe“, die als berittene Zuschauer verfolgte, was Cornelia Steinmeier als Schleppenlegerin in Begleitung von Gregor Lünebach den Hunden vorgelegt hat.
Am Ende kamen alle heil wieder zurück, zur Erleichterung der Jagdherrin und Frauke Dettmer als Vorsitzender des gastgebenden Vereins Graf von Schmettow. Die beiden Ärzte, Hanno von Koschitzky für die Menschen und Andrea Lünebach-Hüner für die Tiere, hatten keine Arbeit, und der Humanmediziner hatte Gelegenheit ganz entspannt als Beifahrer die Arbeit seiner Tochter als Pikör-Lehrling neben Caroline Wittbold-Müller, Tom Hüniken und Jochem Koot zu verfolgen. Elisabeth hat vor, auf den Spuren ihres Großvaters zu reiten, der ein langjähriger Weggenosse des Meutegründers Christian von Loesch gewesen ist. Das Jagdvirus wird manchmal offenbar in den Genen weitergegeben.
Michelle Ostmann aus Hagen am Teutoburger Wald befand in ihrer Jagdkritik, dass das Geschehen ihre dreistündige Anfahrt wert gewesen sei, und am Ende erhielten bei dem zünftigen Jagdessen direkt am Turnierplatz auch die unermüdlichen Bläser der bien aller aus Verden eine besondere Ehrung. Altmaster Camill von Dungern verlieh ihnen den „Großen Ehrenknopf“ der Niedersachsenmeute.
Text und Fotos: PS
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