Lange Schlangen vor der Eisdiele, reger Fahrradbetrieb überall, im Deutschen Haus wackeln schon zur Mittagszeit die Wände, im ganzen Ort kleine Reitergrüppchen – was ist da los in Dorfmark? Klar doch: Jugendwoche! Seit mehr als 50 Jahren bietet die Niedersachsenmeute Reiterferien vom Feinsten für Kinder und Jugendliche.
Über 50 sind in diesem Jahr dabei, um zusammen mehr zu lernen über Reiten im Gelände, die Schleppjagd, Hunde - und über sich selbst und die Mitreiter. Gruppendynamik nennen das die Soziologen. Mit Pferden und den Mitreitern Spaß haben nannte es schon der Meutegründer Christian von Loesch, der diese Idee schon Anfang der 60er Jahre umgesetzt hat.
Erste Woche der Sommerferien in Niedersachsen – dieser seit Generationen in Stein gemeißelte Termin musste in diesem Jahr umgeworfen werden wegen der scharfen Übungsschließen auf dem Truppenübungsplatz, der an das Meutegelände angrenzt. Nun ist es die dritte Ferienwoche geworden und deshalb sind etwas weniger Gäste da als sonst. Stabil geblieben ist aber die Zahl der Gruppenleiter, die der Jugendwoche jedes Jahr mindestens so freudig entgegensehen wie ihre Schützlinge. Doro von Behr zum Beispiel: Sie ist dort selbst groß geworden, „Seit bestimmt 34 Jahren“ Gruppenleiterin und ihre Kinder sind mittlerweile auch schon in dem passenden Alter, um anderen Hinweise zu geben über „richtig Reiten“ im Gelände.
Schon die Einteilung der Gruppen am ersten Abend ist ein Schauspiel: alle Kursteilnehmer stellen sich der Größe nach auf dem Meutehof auf und dann wird durchgezählt, immer von 1 bis 7. Danach bilden alle Einser eine Gruppe, alle Zweier, alle Dreier und so weiter, jeweils schön durchgemischt vom Alter und ohne Cliquenbildung. Die Gruppenleiter tragen Polohemden in unterschiedlichen Farben und jeder beschriftet seinen Reithelm mit seinem oder ihrem Namen, in Großbuchstaben. „Damit wir alle gut erkennen“, erklärt der Senior-Master Camill von Dungern, der mit nur ganz wenigen Fehlzeiten seit einem halben Jahrhundert mit dabei ist und darüber wohl zum Alt-Jugendlichen geworden ist.
Sicherheit ist das A & O. Das fängt schon in den Stallungen an, wo schön geordnet in der Gruppe rausgetreten wird zum Sammeln, erst wenn alle fertig sind. Ein Rettungswagen steht immer am Rand des Geländeplatzes an der Autobahn und zwei Ärzte wechseln sich ab in der Oberaufsicht – und der Beobachtung ihrer eigenen Sprößlinge, die in diesem Jahr mitreiten. Gebraucht wurde einer nur einmal, als die kleine Tizia von ihrem ungebärdigen Pony fiel und einen Tag aussetzen musste. Dann war sie wieder dabei und ihr Pony auch, das derweil „nachzusitzen“ hatte und den Betrieb jetzt nicht mehr so aufregend findet wie am Anfang.
Abwechslung wird groß geschrieben bei dem Reiterlehrgang, der Zwei- und Vierbeiner in jeder Hinsicht ganz schön fordert. Galoppieren in der Gruppe lernen, Wälle und Gräben überwinden, verschiedene Hindernisse – neu ist die Sprungreihe für Balance-Übungen, „Six Pack“ genannt und ein langes Hindernis am Anglerteich, das etliche Variationsmöglichkeiten bietet und eifrig genutzt wird – sogar eine Rotte Sauen war kürzlich in der Nähe. Hunde erkennen und deren Namen lernen, interessante Vorträge ausarbeiten über den Ablauf einer Schleppjagd und wer da wo was zu sagen hat. An einem Nachmittag wird umgestiegen vom Pferd auf das Kanu, auf der Böhme von Dorfmark nach Fallingbostel. Die junge Vielseitigkeitsreiterin Johanna Marloh erzählt aus ihrer Disziplin und den Unterschieden zum Jagdreiten. An einem Abend werden die Gruppenleiter gefangen genommen und müssen wieder befreit werden. „Die roten Hemden werden gesucht“, drang vorher schon an die Öffentlichkeit. Alles zielt auf den großen Tag am Samstag, wenn die Jugendjagd geritten wird, alle Positionen neben Max Sponagel werden von Kursteilnehmern besetzt, alle anderen in Feldern, die zu ihren Fähigkeiten und denen ihres Pferdes oder Ponys passen. Und dann – ist die schöne Woche leider schon wieder vorbei. Aber 2024 gibt es wieder eine JuWo in Dorfmark. Ibi Cha Ibi Cha…
Text und Bild: Petra Schlemm
Abteilung Haaaalt!!! -
コメント