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Fragen an... Hans-Joachim Blohme

….den neuen Vorsitzender des Hamburger Schleppjagd-Vereins (HSJV). Der Rechtsanwalt und Betriebswirt aus Oyten bei Bremen ist seit dem 4. April dieses Jahres der Nachfolger von Ulrich Deus, führt eine Kanzlei und verwaltet und wohnt mit seiner Familie auf einem Landgut, auf dem auch die eigenen Pferde stehen.


Schleppjagd24: Herr Blohme, die ersten hundert Tage im Amt sind vorbei. Was hat Sie beschäftigt? Hans-Joachim Blohme: „Das waren natürlich die Übergabe der Amtsgeschäfte, die Einar-beitung in den Geschäftsbetrieb, aber auch die Abstimmung mit den Vorstandskollegen und dem Huntsman. Bislang stand das Reiten für mich im Vordergrund, doch jetzt muss ich mich mit den Dingen hinter den Kulissen beschäftigen und mich mit dem Betrieb des HSJV im Detail vertraut machen. Ich habe intensive Gespräche geführt und mir Gedanken gemacht, wo ich Akzente setzen muss und setzen möchte.“ S24: Und wo wäre das? H-.J.B.: „Ich möchte die Gemeinschaft unter den Mitgliedern fördern. Eine Mitgliedschaft besteht nicht allein aus Beitragszahlungen. Ich verstehe darunter auch, dass sich das Mitglied  einbringt und sich um die Gemeinschaft kümmert und auch bereit ist, sich zu integrieren. Es muss ihn einfach interessieren, was im Verein passiert.“ „Wir haben in unserem Sport mit Pferden und Hunden zu tun. Das gemeinsame Reiten hinter den Hunden, das ist es was uns erfüllt und was den Verein ausmacht. Eins sein mit den Tieren und der Natur um einen herum. Dem Geläut der Meute folgen und die Gedanken an den Alltag zurücklassen. Da muss man sich selbst ein Stück weit zurücknehmen können, seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellen lernen, damit es in der Gemeinschaft besser funktioniert. Dieses zu vermitteln, darin sehe ich meine Aufgabe als Vorsitzender. Die Gemeinschaft funktioniert nur so gut, wie das einzelne Mitglied bereit ist, sich einzubringen. Mitglieder müssen einander begegnen und sich austauschen. Aus Kommunikationsdefiziten entstehen Missverständnisse und schließlich Konflikte. Die - falls vorhanden - will ich entschärfen oder besser noch: gar nicht erst entstehen lassen. Wir haben mit Tieren zu tun, deren Wohl und Wehe von uns abhängt, da müssen zwischenmenschliche Konflikte zurückstehen. Wir müssen wieder mehr lernen einander zu begegnen und zwar auf Augenhöhe und in Respekt vorein-ander.“ S24: Wie war Ihr persönlicher Weg zum Jagdreiten – und jetzt zu Ihrem neuen Amt? H.-J.B.: „Ich sitze mit Unterbrechung seit meinem 10. Lebensjahr im Sattel. Angefangen über Voltigierunterricht und jahrelanger intensiver Reitschule bei noch ehemaligen Kavallerie-offizieren, über Lehrgänge bei Major a. D. Paul Stecken als Student in Münster, fand ich schließlich über den Verdener Schleppjagdreitverein (VSJRV) und die Niedersachsen-Meute zur Jagdreiterei. Auch Lehrgänge bei Fritz Pape in Sindlingen haben mich dabei unterstützt, genauso wie die Jagdreitertage in Dorfmark. Im VSJRV habe ich auch meine Ehefrau Maike kennengelernt, die meine Leidenschaft ebenfalls teilt. Wir sind anfangs viel hinter der Niedersachsen- und Lipperland-Meute geritten, bevor ich 2001 und meine Frau 2011 Mitglied im Hamburger Schleppjagd-Verein wurden. Auch mal hinter anderen Meuten geritten zu sein, Erfahrungen gesammelt und über den berühmten Tellerrand geschaut zu haben, Verantwortung und Pflichtgefühl zu zeigen, das hat mir das Vertrauen und die Anerkennung der Altvorderen verschafft und mich letztlich für das Amt des Präsidenten qualifiziert. Ich will aber auch als Vorsitzender weiter aktiv Jagden reiten, bin jetzt viel an den Hunden unterwegs, auch um die Arbeit des Huntsman besser kennenzulernen und um vorne an den Hunden zu reiten.“ Ganz wichtig dabei ist die Verlässlichkeit des eigenen Pferdes zu besitzen, mit ihm ein Team zu sein.  Dabei hilft mir viel, die Pferde im eigenen Stall zu Hause zu haben. Zurzeit sind das die alte Trakehnerstute Celesta, die meine Frau noch aus Dorfmark von Familie v. Loesch hat und ihr Wallach Gentle sowie meine Stute Maxi, beides irische Hunter. S24: War Ihnen klar auf was Sie sich einlassen würden? H.-J.B.: „Ja und nein. Die Bühne war mir bekannt und auch die Schauspieler sowie das Orchester kannte ich schon. Aber hinter dem Vorhang befinden sich ja bekanntermaßen auch noch diverse Akteure, von denen immer mal wieder einer die erste Geige spielen möchte. Diesen bunten Reigen in ein harmonisches Schauspiel einzubinden, erfordert mitunter viel Geduld und Arbeit. Aber Arbeit scheue ich nicht, zumal sie mir Spaß macht. Aber schnell ist mir bewusst geworden, dass das Wesen der Schleppjagd nicht nur aus dem organisierten Aus-reiten im Gelände über Boden wie gewachsen besteht. Dazu gehört auch die Suche nach Gastgebern oder Jagdpaten, die die Jagdherrschaft übernehmen und bezahlen oder auch die Suche dem passenden Gelände und den entsprechenden Landeignern, über deren Felder und Wiesen wir reiten wollen. Auch der Generationswechsel unter den Landeignern ist nicht immer unproblematisch, denn die Jüngeren teilen nicht immer die Freuden ihrer Väter. Auch die wechselnde Bewirtschaftung der Flächen muss bei der Erstellung des Jagdkalenders berücksichtigt werden.  Alles in allem ein  großes Aufgabenfeld, in dem ich mich rasch zurechtfinden muss. Aber dabei hilft mir die Kenntnis aus anderen Vorstandstätigkeiten ebenso wie eine gute Portion an Lebens- und Berufserfahrung. Mein Prinzip ist die sachliche Analyse und objektive Betrachtung von Lebensumständen, die ich dann bewerte, um daraus meine Schlüsse zu ziehen. Diese setze ich dann um, entweder im Team oder auch alleine, so wie ein Kapitän auf der Brücke eben.“

S24: In 2023, im nächsten Jahr also, wird der HSJV als ältester deutscher Schleppjagdverein 100 Jahre alt. Wird das gefeiert? H.-J.B.: „Selbstverständlich wird das gefeiert und zwar nicht zu knapp. Natürlich gibt es schon Pläne, aber die gestalte ich nicht alleine. Zurzeit bin ich dabei, einen größeren Kreis in die Vorbereitungen einzubinden. Aber das Datum steht schon fest: 31. August bis 3. Septem-ber. Dazu geht demnächst ein „Save the Date“ raus. Einzelheiten dazu werden später bekanntgegeben, aber natürlich wird es eine Jubiläumsjagd geben und es wird an mehreren Tagen  in unterschiedlichem Rahmen gefeiert.“

S24: Wie lässt sich die Mitgliederstruktur des Schleppjagdvereins verbessern? H.-J.B.: „Ich kann nicht verleugnen, dass sich unsere Mitgliederstruktur überwiegend aus reiferen Jahrgängen zusammensetzt und die sollen ja nicht die schlechtesten Reiter sein. Aber natürlich freuen wir uns über jüngere Mitglieder, die wir gerne gezielt auf das Jagdreiten durch Lehrgänge und Meutearbeiten vorbereiten möchten. Im Prinzip sind wir offen für alle ambitionierten Geländereiter oder die, die es werden wollen. Aber auch diejenigen sollen sich angesprochen fühlen, die nicht (mehr) selbst reiten, aber unterstützend tätig sein wollen, weil ihnen einfach der „Sport in Rot“ am Herzen liegt.  Letztendlich sind es aber die aktiven Reiter, die wir brauchen. Diese zu gewinnen ist eine ständige Herausforderung, der ich mich gerne stellen möchte.“

Die Fragen stellte Petra Schlemm, Fotos: Thomas Ix

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