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Ein Meutehund kann auch anders

Nach der Schleppjagd kommt nichts mehr für einen Foxhound? Von wegen! Meutehund Dumbledore schaut zurück auf eine bewegte Karriere als Event-Hund, und seine „Patentante“ Antje Sander betont, dass ihr Muskelkater weniger vom Laufen als vielmehr vom Bremsen herrührte. Dumbledore berichtet:


Hallo Leute, ich heiße „Dumbledore“ und ich bin ein englischer Foxhound der Cappenberger Meute.


Ich wurde am 9. August 2010 geboren.

Als ich fünf Wochen alt war, traf ich meine Patentante. Sie ist für meinen hochtrabenden Namen verantwortlich. Ich habe gehört, dieser Dumbledore muss ein sehr berühmter Zauberer gewesen sein, aus einem Buch, das Harry Potter heisst.


Ich hatte ein sehr erfülltes Leben in der Meute, bin viele Jagden gelaufen und hatte eine Menge Spaß bis ich fünf Jahre alt war. Dann hatte ich ständig Bauchschmerzen und irgendwas war nicht in Ordnung.

Meine Patentante kam, nahm mich mit und sagte mir: Wir kriegen das schon hin und nach ein paar Tierarztbesuchen und ein paar unschönen Wochen war der ganze Spuk dann vorbei. Plötzlich war ich das, was die anderen „Privatköter" nennen. Ich zog bei einem kleinen tyrannischen Jack Russell ein, der wohl vor kurzem seine Foxhound-Freundin „Quitte“ verloren hat. Wir gehen mit zur Arbeit, danach gehen wir zum Stall zum ausreiten. Ein wirklich entspanntes Leben.


Und dann kam das ganz dicke Ding: meine Patentante hat im Fernsehen irgendwas über “Tough Hunter“ gesehen. Das ist wohl ein Hindernislauf mit Hunden. Was soll ich sagen, wir waren plötzlich mitten drin. Es gab ein Team mit älteren Damen…sie nannten sich die „Golden Girls“. Mein kleiner tyrannischer Mitbewohner war dabei, ein Schäferhund und ein Malinois.


Dreimal in der Woche ging es nach dem Reiten zum Joggen und irgendwann war es dann soweit. Wir waren in Schloss Arenfels angekommen und hatten unseren ersten ganz großen Auftritt. Der Eventslogan hieß „Willkommen im Dreck“


Mein Gott, war das ein Spektakel. Wir sind durch den Dreck gerutscht, sind ins Wasser gesprungen, haben Dummys gesucht und eine Duftfährte musste verfolgt werden. Das war natürlich voll mein Ding! Das habe ich ja schließlich mal beruflich gemacht.

Nach etwa zweieinhalb Stunden waren wir im Ziel und dann sind wir noch zusammen eine Rutsche runtergerutscht und landeten in einem Schlammloch. Lustig war's auf jeden Fall.


Dieser Sport nennt sich Canicross: Das ist ein Geländelauf bzw. ein Parcours, bei dem Hund und Läufer ein Team bilden. Die zu bewältigende Strecke kann ein Trail im Wald, eine hügelige Berglandschaft, ein normaler Wanderweg oder ein matschiger Pfad sein. Hierbei wird der Jogger sozusagen die durchschnittlich 5 bis 10 km lange Strecke vom Hund gezogen und erfährt durch seinen Hund zusätzliche Beschleunigung und hier gibt es tolle Events.


Ich sage Euch, ich war ein toller Zughund. Ich hatte ein Zuggeschirr und eine Jöringleine. Die hat einen Gummipuffer, falls ich mal schneller bin als geplant und damit ich dann keinen „Schnuck“ in den Rücken bekomme.



Frauchen hatte „Blut geleckt“ und wir fanden uns kurz später im Hunsrück bei „Camp Canis“ wieder. Hier bin ich das erste Mal Boot gefahren.


Wir haben auch Nachtläufe gemacht, mit Kopflampe und Pechfackeln am Wegesrand. Das war echt spannend und ich war immer voll dabei. Manchmal konnte Frauchen gar nicht so schnell laufen, wie ich gezogen habe… Ich habe es jetzt noch im Ohr „Laaaaaaangsam, Dori warte… laaaaaangsam. Dabei hat das so viel Spaß gemacht und es waren so viele Hunde verschiedenster Rassen dabei, von der Deutschen Dogge bis zum Chihuahua.


Wir hatten ein Motto: „Machen ist wie Wollen - nur krasser“

und damit tourten wir durch Deutschland und Holland mit Camp Canis, Strong Dog, Dog Survival, Tough Race und ließen kein Matschloch aus.


Es gab „The Game“ und wir sind zwei Tage lang durch den Hunsrück gelaufen, haben dort merkwürdige Gestalten getroffen, Freundschaften geschlossen und haben über Nacht gezeltet. War das alles aufregend. Da ist ein Leben im Kennel nichts dagegen.


Dann kam was, was meine Familie „Corona“ nannte. Wir durften nicht mehr wegfahren und unser Team nicht mehr treffen. Plötzlich waren ich und mein Jack Russell Bruder ganz allein. Nur mit einer Ausnahme-Genehmigung durften wir noch zum Kennel fahren und mit meinen Meute-Kumpels zum Hundetraining gehen. Keine Jagden mehr, keine Wochenenden mit Freunden.


Aber dann gab es „Home-Editions“ und wir konnten wieder laufen. Frauchen, mein Jack Russell Bruder, seine Lauffreundin und ich waren wieder unterwegs.

Zu Hause, in unserer gewohnten Umgebung und nachts im bequemen Körbchen.

Wir sind um die Wuppersperre gelaufen, haben darin gebadet, haben „Tornado-Trees“ erklommen und haben Hunde-Limbo getanzt. Klingt lustig? War es auch!


Sogar „The Game“ gab es in der Coronavariante. Wir haben im Garten gezeltet und über den Tag haben wir viele Kilometer gerockt und unsere Aufgaben erfüllt.


Wir waren auch Stand-up Paddeln… gut, dass ich eine Schwimmweste hatte!


So - oder so...


Dann war dieses „Corona“ endlich vorbei, wir durften wieder los. Oh, ja…endlich

Aber Frauchen sagte, ich bin schon 11 Jahre alt und ich müsste langsam etwas kürzertreten.


Am 9.Oktober 2021 in Baumholder sollte ich mein letztes Rennen laufen. Unser komplettes Team war am Start, zusätzlich noch zwei Malinois-Nachkommen und „Lebensgefährten“ ließen es sich auch nicht nehmen. „Team Golden Girls“ war gewachsen und so verbrachten wir ein tolles Wochenende. Hier habe ich auch ein sehr nettes Foxhound-Mädchen der Rheinland-Meute getroffen. Auch sie war am Start!



Auch mein kleiner Jack Russell Bruder, der schon 12 Jahre alt war, sollte sein letztes Rennen laufen. Unter dem Motto: „Save the last dance for me” kamen wir im Ziel an. Frauchen hat sehr geweint, ich weiß nicht warum, wir sind doch alle gesund und munter ankommen.

Aus den Jahren haben wir viele Trophäen wie Finisher-Shirts, Medaillen und Hundekekse mitgebracht, die wir heute noch sehr schätzen.


Um nicht einzurosten spielen wir jedes Jahr einen Adventskalender. Das ist eine ganz verrückte Sache. Über 23 Tage kriegt man irgendwelche Aufgaben und wenn man die geschafft hat kriegt man eine „Lösung“. Das kann ein Bild oder ein Buchstabe oder ein Hinweis sein. Den muss mein Frauchen dann in einen sinnvollen Zusammenhang bringen und am 24. Dezember das Ergebnis präsentieren. Wenn mehrere Teams richtig liegen, gibt es ein Stechen. Im vorigen Jahr wurde ein bestimmter Hund gesucht: Togo, der Leithund des berühmten Diphterie Runs 1925 in Alaska. Das waren echte Helden, diese Huskies, die ein Medikament zu kranken Kindern bringen mussten. Daraus ist ja dann das Iditarod-Rennen geworden, was es heute noch gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.


Seit wir bei diesem Adventskalender mitspielen kann ich jetzt jedenfalls Türen schließen, Filme nachstellen (ich war der Tiger bei „Dinner for one“) und Buchstaben legen. Aber Wiener Würstchen festhalten ohne sie aufzuessen, das fällt mir, ehrlich gesagt, ein bisschen schwer. Wir waren schon zwei Mal im Finale, aber zum absoluten Sieg hat es noch nicht gereicht. Vielleicht schaffen wir es in 2023.



Ich gehe immer noch gerne mit zum Stall und eine kleine Runde ausreiten.

Nächste Woche werde ich 13 Jahre alt und ich habe mir schon mal ein gemütliches Plätzchen auf dem Sofa reserviert. Ich muss ja auch mal kürzertreten.


Text und Fotos: Antje Sander, Pikörin der Cappenberger Meute












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