Luhmühlen fest in Frauenhand
- prschlemm
- vor 6 Tagen
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Mit Weile hat Julia Krajewski in der Heide ihren vierten Deutschen Meistertitel gewonnen – den ersten für ihr Olympiapferd Uelzener’s Nickel, und die britische Weltmeisterin Ros Canter hat sich nach Badminton jetzt den zweiten 5-Sterne-Sieg innerhalb weniger Wochen geholt, diesmal mit ihrem zweiten Pferd Izilot. Es war in beiden Prüfungen spannend bis zum letzten Ritt.

Die neue Deutsche Meisterin der Vielseitigkeit, Julia Krajewski (GER) und ihr elf Jahre altes Olympiapferd Uelzener's Nickel (27,7) sicherten sich mit einem deutlichen Vorsprung von 6,8 Punkten den Sieg in der CCI4*-S Meßmer Trophy.

„Ich freue mich ganz besonders, dass Professor Dr. Heike (der Besitzer von Nickel, Anm.d.Redaktion) live dabei war und ich ihm diesen Deutschen Meistertitel schenken konnte. Nickel ist etwas ganz Besonderes. Die Hälfte von dem, was er macht, tut er, weil er so leistungsbereit und ehrlich ist. Ich bin sehr glücklich, dass die Woche so gut gelaufen ist und Nickel heute so großartig gesprungen ist. Ich habe mich auch wahnsinnig für Emma gefreut. Wir trainieren seit etwa zehn Jahren zusammen. Wenn ich nicht gewonnen hätte, hätte ich Emma den Titel von Herzen gegönnt.“

Emma Brüssau selbst konnte ihr Glück kaum fassen. Mit ihrem Juniorenpferd Dark Desire GS (34,5) beendete sie die Prüfung beinahe mit ihrem Dressurergebnis. Lediglich eine Sekunde zu spät stoppte die Uhr im Springparcours und 0,4 Punkte wurden ihrem Dressurergebnis addiert. Damit sicherte sich das Paar als Zweitplatzierte den Titel der Deutschen Vizemeisterin: „Ich war schon mit der Runde so happy und jetzt auch noch Vizemeister. Das Springen ist eigentlich nicht unsere stärkste Disziplin. Deswegen bin ich unheimlich stolz, dass Daisy und mir das Springen heute so gut gelungen ist und ich meine Nerven behalten habe.“
Der Australier Andrew Cooper (AUS) dürfte mit seiner Premiere auf deutschem Boden mehr als zufrieden sein. Mit Sharvalley Thunder (36,1) gelang es ihm, im abschließenden Springparcours fehlerfrei zu bleiben und seinen dritten Platz nach dem Gelände zu verteidigen: „Wie hatten eine tolle Zeit hier in Luhmühlen. Normalerweise geht er sehr sichere Springrunden, aber der Parcours war ziemlich anspruchsvoll und die Zeit recht knapp. Daher bin ich echt glücklich, dass uns die Nullrunde geglückt ist. Meine ganze Familie unterstützt mich aus der Ferne und hält mir den Rücken frei. Deswegen habe ich mir selbst ganz schön viel Druck gemacht, um sie auf der anderen Seite der Welt nicht zu enttäuschen.“
Auch Calvin Böckmann (GER) und Altair de la Cense (37,1) konnten dank eines routinierten Rittes ihr Ergebnis ohne weitere Strafpunkte nach Hause bringen und sich dadurch die Bronzemedaille in der Deutschen Meisterschaft sichern. In der CCI4*-S Meßmer Trophy belegte das Paar Platz Fünf: „Wir haben Ali als Juniorenpferd gekauft und ich bin echt stolz auf sie, Dritte hinter Emma und Julia zu werden ist einfach super. Das Gelände war toll, ich konnte alle Linien so reiten, wie wir es uns vorgenommen haben. Dass ich sie so gut kenne, war auch im Springen ein Vorteil für uns. Ich weiß genau, wo ich etwas enger mit ihr wenden kann, um Zeit zu sparen.“

Der finale Springtag der Longines CCI5*-L war spannend bis zur letzten Sekunde. Die strahlende Siegerin Ros Canter ritt als vorletzte Starterin in den Springparcours ein und zeigte keinerlei Nerven. Dank eines fehlerfreien Rittes innerhalb der erlaubten Zeit, sicherte sie sich mit dem 12-jährigen Wallach Izilot DHI (28,8) den Sieg. Nach ihrem Badmintonsieg im Mai 2025, war dies bereits Canters zweiter Fünf-Sterne-Erfolg innerhalb weniger Wochen: „Ich bin überglücklich. Izilot ist ein guckiges Pferd, insbesondere zu Beginn seiner Karriere war das oft eine Herausforderung. Auch heute hat er ganz schön große Augen gemacht. Ein Glück haben wir mittlerweile eine so starke Verbindung zueinander aufgebaut, dass wir uns trotzdem voll und ganz aufeinander verlassen können. Ich lasse ihm dann genügend Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er ist so vermögend, dass die eigentlichen Sprünge bei ihm gar kein Problem sind. Der Weg bis zum Sprung ist viel schwieriger.“
Auf eine durchweg erfolgreiche Woche zurückblicken kann die zweitplatzierte Neuseeländerin Samantha Lissington mit Ricker Ridge Sooty GNZ. Als Schülerin der Siegerin Ros Canter, fügte sie ihrem Dressurergebnis während der gesamten Longines CCI5*-L lediglich 0,4 Punkte für Zeitüberschreitung im Geländekurs hinzu. Mit 29,3 Punkten freute sie sich über den zweiten Platz in der Fünf-Sterne-Prüfung mit dem gerade mal 1,60 Meter messenden Pferd. „Natürlich fühlen sich die Sprünge auf ihm immer etwas höher an als auf meinen anderen Pferden – ich habe mich aber mittlerweile ganz gut daran gewöhnt. Er hat eine wirklich große Galoppade und überhaupt kein Problem mit den Distanzen oder Kombinationen.“

Die nach dem Gelände noch führende Britin Laura Collett ritt als letzte Starterin mit ihrem Erfolgspferd London 52 in den Parcours und wusste, dass sie sich auf Grund der fehlerfreien Runden von Canter und Lissington keinen Springfehler erlauben durfte. Am Einsprung der Dreifachen Kombination passierte dann das, was die Reiterin unbedingt vermeiden wollte, eine Stange fiel. Mit 29,4 Punkten rutschte das Paar auf den dritten Rang: „Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, ich glaube das wäre jeder an meiner Stelle. Aber vor allem weil London diesen Sieg verdient hätte. Er ist heute wieder fantastisch gesprungen. Vor zwei Jahren hatten wir einen Springfehler Vorsprung und haben ihn nicht gebraucht, heute hätten ihn gebraucht – so ist das Leben.“
Auch die beiden deutschen Fünf-Sterne-Starter Malin Hansen-Hotopp (GER) und Arne Bergendahl (GER) können sich über eine sehr erfolgreiche Woche in der Westergellerser Heide freuen. Mit einer fehlerfreien Runde im abschließenden Springen, sichern sich Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K mit 41,5 Punkten Platz Sechs: „Ich hatte so ein tolles Wochenende. Meine beste Freundin hat heute Geburtstag und ich habe ihr gesagt, dass ich an ihrem Geburtstag null reiten will. Gestern war schon ein toller Tag und meine beiden Pferde sind super gegangen. Das Wochenende fing eigentlich schon mit der Dressur total toll an. Das Gelände war mit dem ausgelösten MIM natürlich etwas ärgerlich. Aber ich habe mich da gestern nicht eine Sekunde drüber geärgert. Alles, was den Sport für uns und für unsere Pferd noch sicherer macht, ist eine wichtige Erfindung. Ich glaube, ich hätte den Sprung gestern noch präziser vorbereiten müssen und dann hätte ich die Strafpunkte auch nicht bekommen. Gutes Reiten ist einfach das Wichtigste.“ Arne Bergendahl und Luthien NRW (50,7) können sich mit nur einem Springfehler über Platz 14 im Endklassement freuen.
Text: TGL und Fotos: TGL/Thomas Ix
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