Schleppjagd, ja so nennt man es, aber was ist das eigentlich heute? Darüber hat sich Axel Henrich (Versmold) Gedanken gemacht. Sein Augenmerk liegt dabei auf dem wesentlichen Merkmal, das Jagdreiten von allen anderen reitsportlichen Disziplinen unterscheidet: den Hunden als wesentlichen Akteuren, nicht als reines Deko-Objekt.
Vor Jahrzehnten, 1962, als ich meine erste Schleppjagd hinter den Cappenbergern in Haiger ritt - Jagdherren war damals das Ehepaar Pracht - war das für mich eine Reitsportveranstaltung. An die Hunde kann ich mich kaum noch erinnern. Und so war es auch bis an die 2000der Jahre heran, wo ich zwar hauptsächlich in anderen Perdesportveranstaltungen aktiv war, aber zwischendurch immer wieder Zeit fand eine Jagd zu reiten. Hunde gehörten zwar dazu, aber mir ging es in der Hauptsache um das flotte Reiten im Gelände, möglichst noch über spektakuläre Hindernisse. Erst als ich die anderen reitsportlichen Disziplinen aufgab kamen mir die Meutehunde näher, und zwar so nahe, dass ich unbedingt Pikör werden wollte, mit allem was dazu gehört, also auch im und am Kennel, im Training, und bei der Junghundeausbildung.
Ich konnte bei verschiedensten Meuten als Pikör Erfahrungen machen, und es war eine wunderbare Zeit; wie sehr mir das fehlte habe ich erst gemerkt als ich kein Pikörpferd mehr hatte, und ich mir ein neues Jagdpferd ausbilden musste. Hiermit konnte ich natürlich nicht gleich an den Hunden reiten was mir auch sehr recht war, denn die Ausbildung des Pferdes war doch Konzentration reichlich. Aber auch das geht ja mal zu Ende, und ich konnte mich als Jagdreiter im Feld an meinem neuen Jagdpferd erfreuen. Aber es fehlte etwas. Nicht, dass ich wieder an den Hunden reiten wollte, dafür war mein "Julchen" noch nicht weit genug in der Ausbildung, aber die Hundearbeit sehen wollte ich schon! Um es vorweg zu nehmen: Unter den Meuten hinter denen ich geritten bin ist mir das nur bei einer einzigen Meute, nämlich der Ostwestfalenmeute, wirklich gut gelungen. Hier legt man äußersten Wert darauf, dass auch das Feld die Hundearbeit sehen kann. Jetzt frage ich mich wie es anderen Jagdreitern ergeht: Ist die Hundearbeit nicht mehr wichtig für sie? Wird die Schleppjagd nur als Gruppengeländeritt gesehen, Massenveranstaltung im Wald mit möglichst viel Schwoof hinterher? Als eine Möglichkeit zu reiten um sich chic anzuziehen ohne auf ein Turnier zu müssen? Ich glaube festzustellen, dass bei vielen die Jagdreiterei immer mehr zu einer reinen Reitsportveranstaltung verkommt. Die Hunde sind nur noch Nebensache. Wenn ich mich irre und das auch nicht so werden soll, dann wird es höchste Zeit darüber nachzudenken, wie wir die Hunde wieder in den Vordergrund bringen. Hier sind dann nicht nur die Meuten und ihre Anführer gefragt, sondern jeder, der dazu beitragen kann, wie z.B. Veranstalter, die dann eben n i c h t einen einzelnen Sprung mitten auf den leeren Acker stellen, sondern dort die Jagd in die Breite gehen lassen, und das auch für die Reiter so dokumentieren, so dass a l l e die Arbeit der Hunde sehen und erleben können - und dann auch wieder feststellen, dass dies der wichtigste Teil einer Schleppjagd ist!
Text: Axel Henrich und Bild: Archiv Schleppjagd24
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