Juliane Kolbe ist berittene Notfallsanitäterin, die erste in Sachsen-Anhalt und die erste, die sich auf Begleitung von Schleppjagden spezialisiert hat. Bei ihrem ersten Einsatz wurde sie gleich gebraucht.
In den Elbauen von Wörlitz, hinter der Mecklenburger Meute, fand die Premiere statt für Juliane Kolbe und ihren Franzosen-Wallach Paul Panther.
Gerade vorher hat sich die 40jährige aus Kember-Rakith bei Wittenberg mit ihrer Geschäftsidee Medical Service by Horse (MSH) selbständig gemacht, ihr eigenes Logo entwickelt, den Rettungsrucksack zusammengestellt – und natürlich mit ihrem „Paule“ eifrig trainiert.
Vor einer Bodensenke in den Elbwiesen stockte das Pferd, eine junge Reiterin stürzte und blieb zunächst liegen. Seit 20 Jahren ist Juliane Kolbe hauptamtlich im Rettungsdienst beim Deutschen Reiten Kreuz in Eilenburg beschäftigt und dementsprechend wusste sie genau, was in diesem Fall für sie zu tun war. Atmung, Kreislauf stabil, Knochenbrüche, neurologische Verletzung? Alles zunächst negativ, und die junge Reiterin, Anfang 20, wollte unbedingt wieder aufsteigen. Am Ende der nächsten Schleppe wurde jedoch deutlich, dass doch nicht alles in Ordnung war. „Die Reiterin zitterte, hatte kaum Körperspannung, antwortete auf meine Fragen nur sehr verzögert“. Also rief Kolbe sofort den Krankenwagen und versorgte die Verunglückte weiter bis das Auto sich den Weg durch das unwegsame Gelände gebahnt hatte.
„Durch meine rettungsdienstlichen Tätigkeiten weiß ich, dass gerade bei Reitunfällen der Faktor Zeit eine sehr wichtige und große Rolle spielt. Durch die private Teilnahme an einigen Schleppjagden ist mir klar geworden, dass die medizinische Versorgung direkt bei den Reitern kaum gegeben ist. Bevor ein Rettungswagen, Notarzt oder sogar Hubschrauber an der Unfallstelle eingetroffen ist, vergeht einfach zu viel Zeit um den verunfallten Reiter rettungsdienstlich bzw. notfallmedizinisch zu versorgen,“ sagt die Notfallsanitäterin, die seit Kindesbeinen reitet und sich schon länger mit ihrer Geschäftsidee beschäftigt hat.
Jetzt hat sie ihre Ausrüstung fachgerecht zusammengestellt, einen Transporter mit ihrem Logo, und vor allem ihren Paule. „Vom Gemüt ist der super geeignet für den Job“. Das muss er auch, denn der Rappe mit 1,78 Stockmaß trägt die gesamte Notfall-Ausrüstung und muss demnach bei der Versorgung eines Patienten immer in Kolbes Nähe bleiben und dabei ruhig stehen – auch wenn die Jagd weitergeht.
Kolbe arbeitet auf Honorarbasis und nimmt einen Stundenlohn – „weniger als ein Notfallarzt“. Alle weiteren Aspekte wie Unterbringung etc. werden vor einer Buchung direkt besprochen, wobei die ersten 50 Kilometer Anfahrt zum Ort der Schleppjagd, eines Vielseitigkeitslehrgangs oder eines Gruppen-Ausritts frei sind.
Juliane Kolbe ist zu erreichen per mail unter medical-service-by-horse@web.de oder telefonisch mit der Nummer 0172 8930910.
Text: PS und Fotos: privat
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