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Halali für die Ostwestfalen-Meute

Eine Bahnfahrkarte aus Niedersachsen zurück nach Hause, nach Bielefeld - das ist der endgültige Schlusspunkt hinter der Geschichte der Ostwestfalen-Meute. Friedel Sielemann und seine Frau Heike haben die Foxhounds abgegeben. „Der Entschluss ist uns nicht leichtgefallen“, betont der Master, der die Meute vor zwölf Jahren aufgebaut hat.





Es waren deprimierende Autofahrten zuletzt, zur persönlichen Verteilung der Hunde. Vier Foxhounds sind zu den Badischen Dragonern umgezogen; vier ältere, so wie es deren Meutestruktur passt. Vier weitere wurden vom Schleppjagdverein von Bayern aufgenommen und haben auch schon die erste Fußarbeit mit den „einheimischen“ Hunden gemacht. Jetzt sollen sie zum ersten Mal Appellarbeit am Pferd zeigen. Am Donnerstag steuerte Sielemann den Meute-Bus nach Dorfmark, wo vier weitere seiner Hunde die Niedersachsenmeute verstärken werden. Aus Mecklenburg kam Gabriel Rodenberg, der die letzten zehn Hunde mitsamt dem Fahrzeug übernahm. Die Rentnerhunde und zwei Youngster aus Ostwestfalen leben jetzt bei Trixie AufdemKampe in Melle, die seit fünf Jahren als Pikörin bei Sielemanns engagiert mitgearbeitet und zusammen mit ihrem Mann in ihrem Heimatgelände auch Jagden veranstaltet hat. „Das ist eine große Leistung von Friedel. Meine Anerkennung hat er dafür sicher“, kommentierte der DSJV-Vorsitzende Egbert von Schultzendorff den geordneten Übergang, der im Rahmen der Junghundeschau in Schwarzenstein mit den Beteiligten besprochen worden war.

Hinter den Sielemanns liegen harte Zeiten: Kaum Mitglieder in ihrem kleinen Verein, wenig Mitreiter, kaum Veranstaltungen bis auf die Jagden, die das Ehepaar bzw der Verein selbst ausrichteten. Eine Equipage aus keiner Handvoll Pikören und der Kennel in Fürstenberg, das zu Wünnenberg gehört, 70 Kilometer ein Weg. „Ich bin über 50.000 Kilometer im Jahr gefahren, nur für die Hunde“, beschreibt Sielemann seinen Unruhestand. Das Meuteleben ist nicht einfach gewesen unter Beobachtung von Veterinärämtern, einem Verbot für Schleppjagden im Stammgebiet, der Senne, mit finanziellen Belastungen ohne Mitglieder und Sponsoren. „Aber wir haben das zwölf Jahre lang alleine gestemmt und hingekriegt“, spricht Sielemann auch für seine Frau Heike, die ihn bei der Versorgung und dem Training der Hunde immer unterstützt hat – neben ihrem Vollzeit-Beruf im Schichtdienst als Krankenschwester. Die beiden aktuellen Jagdpferde bleiben weiter und die Mitgliedschaft in der Deutschen Schleppjagdvereinigung ebenfalls.

Ein schwerer Unfall im Rahmen der Ferien- und Trainingswoche mit der Equipage in Brandenburg gab jetzt den endgültigen Ausschlag, einen Schlussstrich zu ziehen. „Das will ich nicht noch einmal erleben. Und ich bin jetzt 70 geworden. Irgendwann reicht es,“ sagt der Master, der vor 45 Jahren die ersten Jagden im Feld hinter der Meute ritt. Er trainierte hart, um als Pikör reiten zu können und steckte auch seine Frau mit dem „Jagdvirus“ an. Gemeinsam waren die beiden auch im Fahrsport engagiert, starteten bis zur Deutschen Meisterschaft für Zweispänner. Kurz nach der DM-Teilnahme im Jahre 2005 erhielt Sielemann die Anfrage, die damalige Lipperland-Meute als Master zu führen. Damit erfüllte sich ein großer Traum und es zogen Jagdpferde in den Stall. Friedels Schecke und Heikes Trakehner Rappe – beide inzwischen in den Ewigen Jagdgründen - bleiben in Erinnerung. Nach der Auflösung dieser Meute fassten die Sielemanns den Entschluss, eine eigene Meute aufzubauen. Mit Mühen und Durchhaltevermögen wurde 2012 auch der Verein Ostwestfalen-Meute e. V. gegründet. Jetzt ist die aktive Zeit zu Ende.

Text: Petra Schlemm und Bild: Archiv schleppjagd24

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