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Championstitel im Doppelpack

Es war spannend wie selten bei der Junghundeschau 2023 der Deutschen Schleppjagdvereinigung (DSJV) am Haus Schwarzenstein in Hünxe-Drevenack. Wie seit mehr als 50 Jahren richtete der Rheinisch-Westfälische Schleppjagdverein (RWS) das „Bundeschampionat“ der deutschen Meuten aus und es endete schließlich mit zwei eindeutigen Siegern: Beide Championatstitel für die Taunusmeute bei den Foxhounds und für die Vogelsberger bei den Beagles. Insgesamt wurden über 100 Hunde vorgestellt für den Eintrag in das Stammbuch des Jagdgebrauchshundeverbandes.



Schon bei der ersten Vorstellung des sehr ausgeglichenen W-Wurfs der Taunus-Meute waren die Beobachter gebannt. „These hounds are very good“, entfuhr es den englischen Richtern Andrew Sallis und Will Cursham ganz spontan, und das Endergebnis in den beiden Championatsringen bestätigte ihren ersten Eindruck: Dreimal die Note sehr gut“, für den Rüden Watson und die Hündinnen Winifred und Wendy. Das summierte sich dann zum Pokal für den besten Foxhound-Wurf der Generation aus 2022. Aber ein Durchmarsch war der Sieg trotzdem nicht für die beiden Master Brigitte Roggendorf und Jörg Pfeiffer, denn der O-Wurf des Schleppjagdvereins von Bayern aus insgesamt zehn Hunden war in beiden Finals dicht dran: Der Rüde Opal und die Hündin Orly wurden ebenfalls „sehr gut“ eingestuft und landeten als Reserve-Sieger, sehr gut präsentiert von Huntslady Sissi Veit-Wiedemann und Kathrin Haselbauer, deren Anfahrt über neun Stunden durch den Freitagsverkehr aus dem Kennel in Pöttmes bei Augsburg sich somit auch gelohnt hat. Insgesamt standen neun Rüden aus drei Meuten auf dem Endring. Bei den Hündinnen war die Spitze noch breiter mit sieben Vertreterinnen von sechs Meuten.



Bei den Beagles waren zum ersten Mal seit Jahren alle vier Meuten wieder vertreten – mit insgesamt 27 Hunden, und es schien als sei die Uhr zurückgedreht worden, denn zum ersten Mal stand auch das Urgestein der Vogelsberger, „Hansi“ Nimrichter wieder selbst im Ring, den er vor 51 Jahren (!) als Junge zum ersten Mal betreten hat. Inzwischen ist er Master und Präsident des Vereins und eigentlich schon im Ruhestand, aber hat jetzt nach längerer Unterbrechung die Zuschauerrolle bei der Junghundeschau wieder aufgegeben bis Sandra Foth als neue Huntslady ganz in ihrer Aufgabe angekommen ist. Die Veterinärin ist langjährige Pikörin und übernimmt die Hundearbeit von ihrer Vorgängerin Nathalie Wiederspahn. Nimrichters Rücktritt vom Rücktritt hat sich gelohnt, denn Zwiebel ist jetzt Champion (trotz des eher wenig glamourösen Namens) und Zoe und Zick-Zack sicherten die Championatstitel bei den Hündinnen. Der Reservesieg bei den Rüden ging an Griffendor aus Lübeck und die insgesamt fünf G-Hunde aus der Hansestadt wurden auch als bester Wurf gewertet, denn die Vogelsberger „Zetts“ sind nur vier. Richter Robert Zurl war begeistert von dem sich ihm bietenden kompletten Überblick über den Stand der Zucht von Beagles für die Schleppjagd. „Ich würde mich freuen solche Hunde in unserem Zuchtverband (Verein Jagd Beagle e.V.) zu sehen“, betonte der Bergheimer, der Zwiebel „einen echten Knaller“ nannte.



„Alter vor Schönheit“ wird ja des Öfteren gern gescherzt, aber dass manchmal Schönheit auch erst mit dem Alter kommt oder zumindest deutlicher hervortritt, das wurde deutlich in der Klasse III, wo Hunde gezeigt werden können, die durch positive Entwicklung einen höheren Formwert erreichen können als im Vorjahr. Nougat vom Schleppjagdverein von Bayern und Kato aus der Niedersachsenmeute haben das geschafft und sind jetzt beide „sehr gut“. Kato präsentierte sich dabei so wie die Richter einen Top-Meutehund sehen wollen: „in selbstbewusster Gelassenheit, voll konzentriert auf den Huntsman“, lobte Andrew Sallis mit Nachdruck.



Wieviel ist Vererbung und was ist Umwelteinflüssen geschuldet – dazu hat die Wissenschaft bislang noch keine eindeutige Antwort gefunden. Raum für interessante Betrachtungen zu dieser Frage bot der Wurf, den Huntsman Bernd Funke vorstellte. „Nature or nurture“, nannte es Andrew Sallis, Natur oder Nahrung. Sieben Welpen sind im September 2022 in Kennel in Selm geboren von denen fünf in der Cappenberger Meute geblieben sind, während die beiden Hündinnen Otti und Olli in die Rheinland-Meute wechselten und auch von der Familie Siegel vorgestellt wurden. Drall und eher behäbig die einen, fit und agil die anderen. „Ein gutes Beispiel dafür, was Arbeit, Haltung und Präsentation ausmachen können“, kommentierte Andrew Sallis.



Man kennt das aus dem Reitsport: Materialprüfungen für junge Pferde geben Aufschluss über das, was werden kann, und eine Eignungsprüfung zeigt dann zum ersten Mal ob diese Erwartungen erfüllt werden können oder getrogen haben. Bei der Betriebsprüfung, die von jeder Meute alle zwei bis drei Jahre abzulegen ist, wird gezeigt, dass die Hunde nicht nur schön im Ring sondern auch einsatztauglich bei der Schleppjagd sind, d.h. sicher im Appell stehen, Wild und fremde Hunde ignorieren und spurtreu einer Fährte folgen. In diesem Jahr präsentierten sich die Gastgeber vom RWS auf heimischem Grund und die Cappenberger Meute, die eine Woche zuvor „auf großer Bühne“, nämlich beim Soerser Sonntag in Aachen geprobt hatten. Hans Strajhar, Deutsch Kurzhaar-Richter aus Obrighoven, der als Vertreter des Jagdgebrauchshundeverbandes (JGHV) mit Dr. Michael Weiler für die DSJV die Prüfung abnahm, wollte es dieses Mal ganz genau wissen und ließ von Veterinär Jochen Schlesies sogar nach der Prüfung die ID-Chips der zu prüfenden Junghunde erneut auslesen um ganz sicher zu sein, dass ihm hier nichts untergejubelt worden war.


Beide Meuten haben „mit Bravour“ bestanden, wobei der Erfolg des RWS besonders zu bewerten ist, denn Master Christian Coenen musste ohne Huntsman Heiko Burchard auskommen, der nach einem Hundebiss (NICHT von einem Meutehund!) gefährlich verletzt ausfiel. Burchard guckte also nur zu, zufrieden mit seinen „Vertretern“ an den Hunden und gemeinsam mit seinem Kollegen von der Niedersachsenmeute, Johan Ellenrieder, ebenfalls malad mit ausgekugelter Schulter nach einem Treppensturz. Wie man sieht: nicht nur das Jagdreiten birgt Gefahren.



Championat Foxhounds:

Rüden 1.Watson – Taunus-Meute 2.Opal – Bayern Hündinnen 1.Winifred – Taunus-Meute 2.Orly – Bayern Bester Wurf: Taunus-Meute

Championat Beagles:

Rüden 1. Zwiebel – Vogelsberg 2. Griffendor – Lübeck Hündinnen 1. Zoe – Vogelsberg 2. ZickZack – Vogelsberg Bester Wurf: Lübeck


Hier noch weitere Impressionen der JuHu 2023:










Text und Fotos: Petra Schlemm

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