top of page

Das Portal für den Sport in Rot

100 Pferde zum 100. in Verden

Einhundert Jahre alt – das verdient eine große Feier. Und die ist es geworden beim Verdener Schleppjagdreitverein, der sich zu diesem besonderen Jubiläum auch gleich zwei Meuten eingeladen hat. Neben den Foxhounds der Niedersachsenmeute liefen die „Verwandten“ aus Cappenberg und zeigten ganz genau 100 Pferden und Reitern den Weg über die weitläufige Landschaft an der Aller.


ree

Da, wo der VSJRV 1925 gegründet wurde, im Casino der Holzmarktkaserne, da ist heute das Deutsche Pferdemuseum untergebracht, mit der Bronze-Statue des Trakehner Stempelhengstes Tempelhüter als „Wächter“ neben dem Eingang. Dort sammelten sich die Gäste, die dazu von weit her, von Schleswig-Holstein bis Hessen und sogar aus Dänemark angereist waren, beobachtet von vielen Zuschauern.


ree

Die Bläser der ‘bien aller‘ setzen mit ihren Es-Hörnern die musikalischen Zeichen, und völlig unspektakulär erfolgte die Zusammenführung der beiden Meuten direkt vor dem Einritt auf den Holzmarkt. Dort bewegten sie sich bereits wie ein einziges Pack, begleitet von Leonard v. Schultzendorff und Irmgard Sievers als Master, letztere beritten mit ihrem Neuzugang, der Stute Betty. „Ich bin sehr stolz, froh und dankbar, dass es schon alles so weit klappt mit ihr - besonders in der Hundeführung,“ zeigte sich die Reiterin hinterher zufrieden.


ree

Nach Begrüßungsreden der stellvertretenden Verdener Bürgermeisterin („Wiehern gehört in Verden zum guten Ton“)  und dem Vereinsvorsitzenden Hasenklever hatte der VSJRV-Schleppjagd-Beauftragte Karl-Kristian Wallis das Wort zur Einteilung der Felder. Als Jagdherr übernahm er selbst die Führung des ersten Feldes, gefolgt von Jens Richter vor der zweiten Gruppe, die später nicht alle gut 30 Hindernisse zu nehmen hatte. Gregor Lünebach zeigte den Nichtspringern den Weg und Constantin zum Felde hatte die jugendlichen Reiter um sich geschart.


ree

Der in Verden traditionelle Zug der Reiterschar durch das samstägliche Markttreiben in der Fußgängerzone und durch die historische Altstadt war wieder die Attraktion für viele Zuschauer mit gezückten Smartphones, derweil sich eine lange Autoschlange der Follower auf den Weg zum ersten Stopp machte. Von der Südbrücke bot sich das nächste eindrucksvolle Bild: Die Reiterkolonne vor dem Stadtpanorama mit dem Dom und den weiteren Kirchtürmen. Wie an der Schnur gezogen,  setzten sich die Felder auf der ersten Schleppe in den Galopp. Nicht die Spur von „wildem Rudelreiten“, welches so mancher Nicht- oder auch Hallen-Reiter mit dem Begriff Schleppjagd verbindet.


ree

Seit der Renaturierung der Alten Aller bietet sich den Reitern auch wieder der Weg durch die Furt, und damit ist die historische Jagdstrecke wieder komplett. Seit Jahrzehnten wurde so schon geritten. Uwe Körner hat ein sehenswertes Video gemacht.

(Achtung: große Datenmenge)


ree

Wegesprünge und Hecken, dazu die große Weite auf den Wiesen an der Aller, machen den Reiz der Verdener Herbstjagd aus, die lange und nicht zu Unrecht einen Ruf als eine der anspruchsvollsten Jagden im Land hatte. Auf in diesem Jahr gutem, griffigen Boden und bei wider Erwarten trockenem Wetter zeigte Anja Cohrs den beiden Schleppenlegerinnen den Weg: Skadi Müller-Kortkamp mit Anislösung für die Niedersachsenmeute und Dorothee Herbst mit Heringslake für die Cappenberger Hunde, immer pfeilschnell und gut in einem Pack, mit nur vereinzelten Nachzüglern.




ree

Nur auf der ersten Schleppe gab es eine leichte Ablenkung durch Wild. „Danach wurde das Anlegen immer besser. Wir haben unsere Technik angepasst“, beschrieb Master Leonard von Schultzendorff hinterher die Jagd aus seinem Erleben.

ree


ree

Einmal war der Rettungswagen gefordert, aber der Verdacht auf einen Knochenbruch konnte im Krankenhaus schnell wieder ausgeräumt werden. Das Pferd der am Deich in Wahnebergen gestürzten Reiterin wurde unverletzt aufgeladen und zurück zum Stall gebracht. Und blitzschnell war ein zweiter Transporter zur Stelle – für alle Fälle, und ein eindrückliches Zeichen der bis ins Letzte ausgefeilten Organisation, die die Gastgeber mit ihrem Vorstand und vielen Helfern, auch vom RV Aller Weser, für ihr „Jahrhundert-Ereignis“ durchgeplant haben.


ree

Pünktlich war der Rastplatz am „Eitzer Knie“ in Ahnebergen erreicht und genauso schnell ging es nach der Stärkung von dort wieder zurück bis zum Halali hinter dem Deich am Gut Hönisch. Die Bläser der ‘bien aller‘ stimmten Reiter, Zuschauer und nicht zuletzt die knapp 50 Hounds auf das feierliche Curée ein. Wie es sich gehört: Erst als die Hunde mit vier Pansen genossen gemacht waren, saßen die Reiter wieder auf, und in geordnetem Zug ging es von dort wieder zurück zum Holzmarkt.


ree

ree

Die Erleichterung war dem Jagdherrn anzumerken - über sein neues Pferd und über den gelungenen Ausgang der Jagd. Bei der Kaffeetafel im Hotel Niedersachsenhof wurde Karl-Kristian Wallis denn auch besonders geehrt. Irmgard Sievers steckte ihm den großen goldfarbenen Cappenberger Jagdknopf ans Revers und überreichte eine Urkunde, gezeichnet vom Cappenberger Huntsman Bernd Funke. Das wiederum nahm der Niedersachsen-Master mit Humor und Ironie: „Bei uns bekommen die Jagdherren immer nur einmal im Jahr ein Mittagessen,“ erklärte „Löwe“ v.Schultzendorff.


ree

Damit war das Fest aber noch nicht zu Ende. Geschniegelt und gebügelt ging es nur wenig später weiter beim Reiterball, wieder im Niedersachsenhof. 400 Karten waren im Vorverkauf weg und die Abendkasse wurde deshalb gar nicht mehr geöffnet. Sabine Behrendt hatte die Kleiderordnung vorher formuliert als „ballig“, und nahezu alle Gäste waren dieser Aufforderung nachgekommen: viele dunkle Anzüge, lange Roben mit viel Dekolleté und ganz viel Glitzer funkelte als Kai-Uwe Hasenklever die Gäste begrüßte und Philipp Baumgart als Vertreter des Pferdesportverbandes gratulierte. Mit großer Freude wurden danach die Glückwünsche von Jobst von Reden entgegengenommen. Nach schwerer Krankheit wieder gesund und ‘voll da‘, erinnerte der Vorsitzende des Schleppjagdvereins Niedersachsenmeute an die Anfänge seiner Meute vor 75 Jahren – nämlich mit zwei Hunden aus Verden (und drei weiteren aus Hannover und Paderborn). „Vielen Dank, dass Ihr da wart, denn sonst wären wir nicht da“, betonte von Reden.


ree

Und das wäre doch schade, weil dem Verdener Schleppjagdreitverein dann zumindest eine Namensänderung bevorgestanden hätte, denn ohne Meute keine Schleppjagden.

Text: PS und Fotos: Ina Moneke und PS. Video: Uwe Körner

Ganz viele schöne Bilder, 851 davon, hat Timo Haas gemacht, zu sehen unter https://www.pictrs.com/timohaas_fotografie/3431119/jubilaeum-verden-2025?l=de

Kommentare


bottom of page