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Besuch bei der Beaufort Meute

Home of hunting - beim Besuch einer der Traditionsmeuten auf der Insel wird ersichtlich, warum England sich so bezeichnet. Eine Gruppe deutscher Besucher des Fünf-Sterne-Vielseitigkeitsturniers in Badminton hatte Gelegenheit zu einer Tour bei der Beaufort Meute.



Hound Parade als großes Schaubild bei den Badminton Horse Trials

Unweit des Schlosses Badminton House – definitiv in Hörweite (!) – steht der Kennel-Komplex der Beaufort Meute, die die Herzogsfamilie seit Mitte der 1700-Jahre hält. Die Zuchtbücher verzeichnen mittlerweile 69 Generationen in weiblichen Linien. Nicht wenige der 160 Hunde lassen sich bis zu den Anfängen der Meute zurückführen. „Keine andere Tierart der Welt dürfte so gründlich dokumentiert sein wie die Foxhounds“, behauptet der Joint Master und Huntsman Matt Ramsden, der seinem legendären Vorgänger Captain Ian Farquhar nachgefolgt ist, der die Meute 34 Jahre lang geführt hat und Anfang 2024 verstarb – lange Traditionen also auch bei den Menschen dieser Meute.




Viermal wöchentlich wird gejagt – mittwochs und samstags mit den Hündinnen, montags und donnerstags mit einem gemischten Pack aus 80 Koppeln, also 160 Hunden. Bei den Samstagsjagden folgen in der Hochsaison bis zu 250 Reiter, die pro Pferd einen Mitgliedsbeitrag von etwa 3000 Euro bezahlen. Mitreiten dürfen nur Mitglieder, die ihr Pferd auch in der Umgegend halten müssen, also nicht „mal eben“ aus London anreisen dürfen. Das Jagdgebiet umfasst über 1000 Quadratkilometer, wo die Meets an unterschiedlichen Stellen abgehalten werden. Die großen Events führen über bis zu 160 Kilometer Strecke – dafür wird dann vorher ein „second horse point“ festgelegt, wo ein Groom das Zweitpferd hin- und das ermüdete erste Pferd nach Hause bringt – wer hat, der hat.




Klar ist, dass solch ein Aufriß Geld kostet – Jahres-Budget der Duke of Beaufort’s etwa eine Million Pfund, also 1,2 Mio. Euro - und ohne ausreichendes Personal nicht zu leisten ist. Neben dem Joint Master Matt Ramsden als Huntsman arbeiten für den Duke auch ein Kennelman mit einem Stellvertreter, ein Futtermeister und weitere Helfer, die zumeist für Reinigungsarbeiten zuständig sind. Die Pferde für den „Hunt Staff“ werden von einem anderen Team betreut und gearbeitet und sind untergebracht in den prächtigen Stallungen am Badminton House. Zu den zahlreichen Sub-Contractors gehört unter anderem ein Unternehmen, das mit 50 Mitarbeitern die Zäune entlang der Autobahn M 4 instand hält und damit sicherstellt, dass es bei der Jagd nicht zu einem Verkehrsunfall kommt.

Das Kennel-Gelände besteht aus mehreren Bauten, für Hündinnen und Rüden getrennt. Im Sommer werden andere Gebäude genutzt als im Winter. Gefüttert wird in einem Raum, dessen Wände umlaufend mit den Schleifen und Siegerurkunden verziert sind, die die Meute auf den verschiedenen Hound Shows, unter anderem in Peterborough gewonnen hat. Der Kennelman wohnt nebenan im Kennel Cottage und kann über eine CCV-Kamera aus seiner Küche die Wöchnerinnen beobachten. Sieben bis zehn Würfe fallen pro Jahr.  „Das ist nicht Faulheit unsererseits, aber ich habe mir sagen lassen, dass Geburten ziemlich anstrengend sind, und dass es da nur stört, wenn jemand alle Naselang die Tür aufreißt um nach dem Rechten zu sehen“. Interessant dürfte ein „Badetag“ bei der Beaufort Meute sein. Der Huntsman schildert, dass die Hounds in größeren Gruppen in ein mit Wasser gefülltes Becken gelassen werden, ein paar Seifenflocken dazu, und aus der Toberei des Pulks im Wasser entwickelt sich ein Schaumbad, das nicht nur säubert, sondern auch medizinische Zwecke erfüllt. „Einfacher als bei Pferden“ findet Ramsden. Im großen Draw Yard werden die Hunde, die zur Jagd mitgehen sollen noch einmal inspiziert und dann von dort verladen.




Jeden Morgen wird die Meute gearbeitet. Auch während des großen Turniers kann man die Hounds mit einigen „Whipper-in“ (Pikören) und wenigen Mitgliedern der Meute im Feld dahinter im Park von Badminton House und der Umgegend beobachten – Reiter und Pferde tadellos herausgebracht für diese Gelegenheit. Völlig ungerührt von Fremdhunden, vielen Leuten, allgemeinem Getümmel ziehen sie ihres Weges.




In der „Off-season“ wird zumeist am Fahrrad trainiert. Diese „road work“ führt über bis zu 16 Kilometer. Mit dem Rad kann man den Jog der Hounds besser mithalten. Die „Puppies“ werden in den ersten Lebensmonaten in befreundeten Familien von „Walkern“ betreut. Dort lernen sie andere Tiere, Kinder, Maschinen, einfach das normale Leben kennen bis sie mit etwa sechs Monaten ins „Flegelalter“ kommen, in den Kennel zurück gehen und dort langsam in die Meute integriert werden. Dort laufen sie zunächst gekoppelt an einen Althund mit bis sie die Kommandos gelernt haben. Ab August wird am Pferd trainiert, und wenn die Saison beginnt sind die Hounds bis zu drei Stunden täglich gearbeitet worden – fit für die langen Jagdtage, die dann bald folgen werden.



Sechs bis sieben Saisons können gute Hounds bei der Beaufort Meute bestehen – und hier sind nur gute Hunde. Danach werden sie entweder weitergegeben an andere Meuten, die in einfacherem Gelände arbeiten oder generell weniger Wert auf hohes Tempo legen oder sie verbleiben als Rentner bei der Meute.

Gefüttert wird zumeist „fallen Stock“, totes Vieh, das der Futtermeister mit einem speziellen Fahrzeug von den Bauernhöfen in der Umgebung holt und am Kennel verarbeitet, meistens Rind oder Pferd, weniger Schafe. Dieses Aufräumen, das in Deutschland von Abdeckereien betrieben wird, verschafft den Meuten einen Großteil der Zustimmung für ihr Tun bei den ländlichen Nachbarn. Weil die Landwirtschaft auch in England immer weniger Vieh hält, müssen Kohlenhydrate zugefüttert werden. Dafür besteht Verbindung zu einer Großbäckerei in Yorkshire. Mehr als einmal wöchentlich lässt Ramsden die typischen „pies and pasties“, Pasteten und Gebäck, nur ungern geben. „Zu salzig. Das macht unfruchtbar.“




„Unser Zuchtziel ist der Marathon-Läufer“, beschreibt Matt Ramsden die oberste Priorität in seiner Arbeit, die er im von einer hohen Mauer umgebenen Freigelände des Kennels an verschiedenen Beispielen erklärt: junge Rüden – noch ungejagt, ältere Rüden nach ihrer ersten Saison – deutlich mehr bemuskelt, junge Hündinnen – sportlich, aber mit feineren Linien,  und ältere Hündinnen mit den bereits gezüchtet wurde. Spätestens bei diesen Demonstrationen staunen die deutschen Jagdreiter. Während bei der Junghundeschau in Schwarzenstein höchstens unterschieden wird nach dem „old English“ oder dem „Modern Foxhound“ rattert Matt Ramsden wesentlich mehr verschiedene Linien herunter: Fell, Welsh, American… Und was noch mehr ist: er kann bis auf sieben, acht oder gar zehn  Generationen zurückgehen und weiß dann den entscheidenden Rüden zu nennen, der für diesen oder jenen markanten Punkt im Gebäude oder die Fellfarbe verantwortlich gewesen sein mag. Solche Pedigree-Sicherheit erwartet man in Deutschland allenfalls von Landstallmeistern oder Menschen aus Familien, die seit Generationen Pferde gezüchtet haben. Ein guter Hund in England wie auch anderswo hat eine schräge Schulter um möglichst lange Galoppsprünge machen zu können, gut geschlossene Pfoten in gerader Stellung, ist elastisch gefesselt, mit einer Hinterhand, die weit vorgreifen kann, mit tiefer Brust, die Platz für eine kräftig atmende Lunge bietet - und er ist im Gleichgewicht.  Am Beispiel der drei Zuchthündinnen nennt Ramsden den Leitsatz, den er von erfahrenen Vorgängern übernommen und sich zur Maxime seiner Arbeit genommen hat. „Im Zweifel wähle ich zur Zucht den Hund von dem ich meine, dass man ihm auch einen Sattel auflegen könnte um damit lange Strecken über Land zurück zu legen - Gesichtspunkte wie bei einem Pferd.“




Text und Bilder: Petra Schlemm und Badminton Horse Trials

 

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