Der Mann hat sein Thema gefunden. Dr. Michael Weiler, Fachtierarzt für Pferde und seit 20 Jahren im Vorstand der Deutschen Schleppjagdvereinigung DSJV engagiert, referiert über Weidetierhaltung von Pferden und Rindern nach der Rückkehr des Wolfes in Deutschland und er ist dauernd unterwegs.
Das Interesse der Zuhörer wächst, gut 800 hörten ihn im Dezember in Meinerzhagen. Bei Vorträgen am Niederrhein kommen sogar Besucher aus den benachbarten Niederlanden. Das sind jeweils betroffene Landwirte, Pferde- und Rinderzüchter, Schafhalter – und Wolfsfreunde. „Deren Aggression nimmt zu. Kürzlich in Eilte, in Niedersachsen, wurde mir geraten, mein Auto in zehn Kilometer Entfernung zu parken, so Weiler.“
2011 wurde Weiler Wolfsberater des Pferdesportverbandes Hessen. Daraus ergab sich eine Einladung an einen „Runden Tisch“ im Umweltministerium des Landes Hessen. Weil er aus seiner Beratungstätigkeit als Pferdetierarzt in Osteuropa und aus eigener Jagderfahrung in Skandinavien auch andere Kenntnisse gewonnen hatte als in der dortigen Runde vertreten, setzte er seine Argumente gegen das dort Gehörte. Ein Journalist hat ein Kurzinterview auf Facebook gestellt, und von dort ging das Thema viral. Seither hält er Vorträge in ganz Deutschland, ist auch in 2025 gut gebucht, und fordert bei seinen Vorträgen immer eine Begrenzung der Wolfszahlen, aber nicht die Ausrottung. „Das Ziel sollte sein, den Wolfsbestand so zu managen, dass die Tierart in ihrem lokalen Bestand nicht gefährdet ist, aber die Erhaltung der tierwohlgerechten Weidetierhaltung ermöglicht wird.“
Tierwohlgerecht ist sein Stichwort gerade in der Rinder- und Pferdehaltung. Bio-Landwirte dürfen ihr Rindvieh gar nicht in den Stall holen, um ihren Status nicht zu gefährden, und in Niedersachsen werden Stuten mit Fohlen bei Fuß aus Angst vor Wolfsangriffen mittlerweile nachts an einigen Orten von der Weide schon in leerstehende Kartoffelhallen geholt. „Aktiv- und Kaltställe werden auf lange Sicht verschwinden, weil sie nicht genügend geschützt werden können,“ fürchtet Weiler. Während Schafhalter für die Errichtung von Schutzzäunen wenigstens finanziell unterstützt werden, sind Pferde und Rinder nicht als schutzbedürftig erachtet, weil sie sich vermeintlich selbst verteidigen können. Die steigende Zahl an Rissen widerlegt diese Ansicht.
Weiler referiert unentgeltlich, nur gegen Erstattung seiner Fahrtkosten. „Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich aus dem Thema Kapital schlage.“ Seine Entlohnung hingegen besteht vielfach aus üppigen Präsentkörben. „Wahrscheinlich werde ich die nächsten vier Jahre keine Konserven oder Salami-Würste mehr kaufen müssen,“ bilanziert er mit einem Augenzwinkern.
Für weitergehende Informationen: https://www.tierklinik-gelnhausen.de/downloads/kopie-von-ps23184750_weiler_wm.pdf
Text: Petra Schlemm und Bild: Klaus Schreibe und Dr. Michael Weiler
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