Neues Jahr – gute Vorsätze. Die üblichen Diät-Kein-Alkohol-Mehr-Sport-Pläne sind bald zwei Wochen nach Silvester wahrscheinlich zum großen Teil bereits wieder in der Schublade verschwunden ohne groß Wirkung zu zeigen. Wie wäre es denn jetzt mal, wenn wir uns etwas Größeres und Nachhaltigeres vornähmen? Stellung beziehen, Eintreten für unsere Sache tut Not!
Die (un)soziale Medien bieten Plattformen für jedwede Art von oft unreflektierten Meinungsäußerungen, und nicht erst Corona bringt Menschen auf die Straße zu „Spaziergängen“. Der Reitsport und erst recht die Schleppjagd stehen unter immer stärkerer Beobachtung. In England demonstrieren Tierschützer noch 17 Jahre nach dem offiziellen Verbot des Foxhunting weiter gegen den Sport mit Hund und Pferd, der im Mutterland des Jagdreitens sehr viel mehr Anhänger in den Sattel zieht als in Deutschland.
In Deutschland ist die Hetzjagd auf lebendes Wild seit hundert Jahren nicht mehr erlaubt – und das ist gut so! Trotzdem bleibt unser „Produkt“ erklärungsbedürftig. Wir nennen uns Schleppjäger, jagen aber nicht. Unsere „Jagd“ ist nur eine Fährtensuche, bei der die Reiter die Arbeit der Hunde als Zuschauer verfolgen. Sie „jagen“ ohne Blutvergießen, auf einer künstlichen eigens für sie ausgelegten Spur. Der rote Rock ist nicht elitär sondern Tradition – er darf auch gern eine gedeckte andere Farbe haben. Unsere Hunde leben in einer Meute, ähnlich dem Rudel in ihrer Vorzeit als sie noch wild waren. Unsere Pferde galoppieren im Gelände in der Gruppe, ähnlich dem Herdenverband in Freiheit. Artgerecht.
Viele Hunde ohne Leine – ja, die können Angst machen demjenigen, der mit seinem kleinen Sofa-Genossen im Park spazieren geht und dabei ein unerzogenes, aggressives Gegenüber trifft. Die deutschen Meutehalter in der Deutschen Schleppjagdvereinigung legen mit ihren Hunden alle zwei Jahre eine Gehorsamsprüfung ab mit der sie die „Betriebssicherheit“ ihrer Vierbeiner unter Beweis stellen. Hier wird kontrolliert und bewertet, wie es um den Appell des Meuteverbandes und besonders der neuen, jungen Hunde in unterschiedlichen, durchweg praxisbezogenen Aufgaben bestellt ist.
Foxhunting und Schleppjagd sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Die sind für Außenstehende ebenso schwierig auseinanderzuhalten wie sie den Unterschied zwischen Reitsport und Reiten als Disziplin im Fünfkampf erkennen können. Daran erinnern wir uns doch alle, wie oft wir nach Tokio2020 darauf angesprochen wurden. Jeder von uns, wir alle müssen erklären, erklären, erklären, dürfen nicht nachlassen in dem Bemühen, Nicht-Pferdeleuten die Faszination unseres Sports nahezubringen, nicht nur der Schleppjagd sondern des Reitsports insgesamt. PETA und Andere warten nur auf eine offene Flanke - wobei das sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn zu sehen ist.
Und eines ist auch wichtig im Hinterkopf zu behalten: Positive Öffentlichkeitsarbeit – ob in den Medien oder beim Nachbarn und der Schulfreundin - ist kein einmaliges Bemühen. Tag der offenen Tür, Training mit Zuschauern, Einladungen zu besonderen Veranstaltungen, Zusammenarbeit mit der Presse, wenn es um das Herausstellen besonderer Leistungen von Vereinsmitgliedern, Pferden, Hunden geht - eine singuläre Anstrengung ist nie genug. Wie erklärt meine sportliche Freundin aus der Leichtathletik bei jeder passenden Gelegenheit immer so schön: „Es ist ein Marathon und kein Sprint.“
Kommentar: Petra Schlemm und Foto: Archiv
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