Stürmische Zeiten und Kampf gegen die Stoppuhr in der Heide: Michael Jung führt weiter mit Chipmunk (26,1), aber drei britische Weltmeister hauchen ihm ihren heißen Atem in den Nacken. Weniger als einen Springfehler entfernt verfolgen ihn Laura Collett, Yasmin Ingham und Tom McEwen.
Die noch amtierende Olympiasiegerin Julia Krajewski zeigte eine Superrunde mit ihrer Nachwuchshoffnung Nickel (31,7), und dann auf Platz sechs folgt schon wieder Michael Jung mit seinem Zweitpferd Kilcandra Ocean Power (32,7). Sandra Auffahrt( und Viamant du Matz gehen nach einer stilistisch supersauberen Runde als siebte ins Springen mit Calvin Böckmann/Altair de la Cense dicht auf ihren Fersen.
Lokalmatadorin Anna Siemer (geborene Junkmann, Norderney) sauste im Gelände von Platz 37 auf den Rang 11. Sie war mit der jetzt 17 Jahre alten Butts Avondale von Prof. Dr. Volker Steinkraus die erste, die es schaffte in der Zeit zu bleiben. Nur der Neuseeländer Clark Johnstone konnte es ihr gleichtun.
Stephan Dubsky als „Überraschungsgast“ in der Vier-Sterne-Prüfung hatte kein Glück. Am letzten Sprung ging die Stute Karla viel zu früh ab, und dann reichte die Weite nicht mehr. Beide stürzten, aber blieben unverletzt. „Ich bin so ein Idiot“ schimpfte der Verdener Tausendsassa, der für sein Heimatland Irland an den Start geht. Am Vorwochenende war der Auch-Jagdreiter mit Karla noch in einem S-Springen platziert. Er sagt über die Stute: „Die ist so megasicher im Gelände. Die wäre mit einem Schimpansen vermutlich besser unterwegs als mit mir.“ Mit seinem Sturz war Dubsky einer von sieben Ausgeschiedenen, sieben weitere Reiter hatten schon vor dem Gelände zurückgezogen. Damit bleiben 53 noch im Rennen um den Sieg und den deutschen Meistertitel.
Foto: TGL/ Stefan Lafrentz
Regen, Sturm und tollen Sport bot der Samstagvormittag. Rosalind Canter (GBR) und Izilot DHI bauten ihre Führung weiter aus und gehen mit nur 26,9 Strafpunkten als Overnight-Leader ins abschließende Springen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Jennifer Kühnle (IRL) mit der in Eyendorf, in der Nachbarschaft von Luhmühlen, geborenen Polly Blue Eyes (35,5) und Lara de Liedekerke-Meier (BEL) mit Hooney d’Arville (35,6).
Der Wind hob Zeltdächer ab, warf Deko-Teile und Hindernismarkierungen ins Wasser, und entwurzelte einen Baum auf dem VIP-Parkplatz, in Minutenschnelle von der Feuerwehr zerlegt und weggeräumt. Unbeirrt zogen die Spitzenreiter dieser Welt ihre Bahn. „Paris2024“ ist der große weiße Elefant im Raum, von dem keiner spricht, aber der bei allen Reitern – und Selektoren – im Hinterkopf trompetet. Die Führende nach der Dressur bleibt auch nach dem Geländeritt an der Spitze des Starterfeldes. Wie an der Schnur gezogen – jederzeit ausbalanciert und kraftvoll galoppierend – steuerte Ros Canter den elfjährigen Wallach Izilot DHI durch den anspruchsvollen Kurs. Lediglich 2,0 Strafpunkte für das Überschreiten der erlaubten Zeit addierten sich zu ihrem hervorragenden Dressurergebnis. Damit sicherte sie sich einen komfortablen Vorsprung von mehr als zwei Springfehlern vor dem abschließenden Springen. „Er hat sich heute richtig erwachsen gezeigt. Er war so mutig. Ich hatte über den gesamten Kurs ein fantastisches Gefühl.“
Einen sehr erfolgreichen Tag hatte auch Jennifer Kühnle aus Irland bei ihrem ersten Start auf 5-Sterne Niveau: Mit der ZfdP-Stute Polly Blue Eyes blieb sie auf dem 6.355 Meter langen Kurs als erste Reiterin innerhalb der Bestzeit von 11 Minuten und 7 Sekunden. Dank dieser Runde arbeitete sie sich um 20 (!) Plätze nach vorne auf den zweiten Rang. „Mein Pferd ist einfach toll. Wir kennen uns jetzt schon seit sechs Jahren und haben uns zusammen bis auf dieses Niveau hochgearbeitet - das macht es für mich ganz besonders. Sie ist einfach das beste Pferd, das ich mir wünschen kann,“ sagt sie heute, nachdem ihr Vater sie damals zu diesem Pferd überredet hat.
Für Lara de Liedekerke-Meier stoppte die Uhr nach 11:17 Minuten. Für die 10 Sekunden Zeitüberschreitung bekam sie 4 Strafpunkte zu ihrem Dressurergebnis addiert. Damit verbesserte sie sich von Platz sechs nach der Dressur auf einen vorläufigen dritten Rang. Offensichtlich gut vorbereitet beim Geländetag in Schwarzenstein ist die deutsche Reiterin Libussa Lübbecke mit einem auf Sicherheit angelegten Geländeritt erfolgreich auf Fünf-Sterne-Niveau angekommen. Ein ausgelöstes MIM-Element am Einsprung des Coffins sowie 22,8 Strafpunkte für Zeitüberschreitung lassen sie mit 65,7 Strafpunkten von Rang 19 in das Springen am Sonntag starten: „Ich bin sehr stolz auf mein Pferd, sie hat so toll gekämpft. Die 11 Punkte hat sie nicht verdient, weil sie einen guten Sprung gemacht hat, aber so sind nun mal die Regeln. Ich bin trotzdem so glücklich, als hätte ich 0 Punkte auf dem Konto.“ Nach einem Vorbeiläufer rangiert der zweite deutsche Reiter in dieser Prüfung, Nicolai Aldinger, mit Timmo auf Rang 21 (66,5).
NDR live Sonntag, 16. Juni 2024 13.45 - 14.45 Uhr
Horse & Country+
Livestream, alle Tage, beide Prüfungen (deutsch/englisch; gebührenpflichtig)
Zeitplan, Start- und Ergebnislisten: www.luhmühlen.de
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